Die Psychoanalyse Günter Ammons

Neben der ödipalen Konfliktproblematik, wie Freud sie studiert und behandelt hat, stehen heute entwicklungsgeschichtlich früher verursachte Störungen wie psychotische Erkrankungen, schwere Depressionen, Persönlichkeitsstörungen und schwere psychosomatische Erkrankungen im Vordergrund.
Diese Frühstörungen basieren auf realen inadäquaten Beziehungs- und Lernerfahrungen, körperlichen, sexuellen oder emotionalen Traumatisierungen und einem schädigenden Umfeld in der Kindheit und manifestieren sich in einer jeweils spezifischen Symptomatik. Dies hat eine Modifizierung theoretischer Konzepte und eine Erweiterung der psyschoanalytischen Behandlungsmethodik zur Folge.
Bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hat die Deutsche Akademie für Psychoanalyse die Voraussetzungen für die analytisch begründete Behandlung der »früh bindungsgestörten Patienten« mit »archaischen Identitätsdefiziten« geschaffen.
Grundlegend für die therapeutische Arbeit mit diesen Patienten, die unter schweren Depressionen, Ängsten, Zwängen, Psychosomatosen, Persönlichkeitsstörungen, psychotischen Erkrankungen u.a. leiden, ist ein konstruktives therapeutisches Bündnis, in dem der Therapeut eine partnerschaftliche Haltung einnimmt. Die Einzel- und Gruppenpsychotherapie setzt an den gesunden Strukturanteilen und Potentialen des Patienten an, an seinen Begabungen, Interessen und Möglichkeiten. Durch korrigierende emotionale Erfahrungen sollen Identitätsdefizite bearbeitet und arretierte Entwicklungen aufgehoben, inner- und zwischenmenschliche, sich immer wiederholende Konfliktmuster korrigiert werden.
Vor dem Hintergrund eines ganzheitlichen, integrativ und strukturell konzipierten Persönlichkeitsmodells werden aber auch Patienten mit neurotischen Entwicklungen sowohl klassisch, als auch modifiziert psychoanalytisch behandelt.

»Der Patient muss ein Gegenüber vor sich haben, um Kontakt zu bekommen. So kann er die Mimik des Therapeuten sehen, kann in seinen Augen lesen und kann letzten Endes erleben, dass er selbst ernst genommen und dass ihm Achtung entgegengebracht wird. Das Respektieren des Patienten ist die Grundlage jedes humanstrukturellen Arbeitens.
Wir dürfen niemals einseitig die Funktionsfähigkeit des Patienten fördern, sondern müssen immer wieder Gefühle ansprechen, ihn als Mensch betrachten, sein Sich-Befinden, sein Existenzgefühl, sein Leer-Fühlen, seine Minderwertigkeits- oder Größenphantasien ansprechen.«
Günter Ammon